Weit
weg lebt sie, in einer Welt ohne Zeit. Zusammengesetzt aus zwei, von
unerklärlichen Kräften, die doch jeder kennt, in der Luft
gehaltenen Inseln. Sie hatten im Gleichklang der Unterschiede ihre
Unbeschreiblichkeit gefunden, wertvoll. Die einzige Verbindung
zwischen ihnen war ein hauchdünnes Seil, jeder noch so kleiner
Windstoß schien es wegtragen zu können, doch ist es wohl das
Stärkste und Stetigste in diesem Zusammenspiel von
Ungewöhnlichkeiten.
Unter
ihm ein endloser freier Fall, ohne Aufprall, denn es gibt Schlimmeres
als aufzukommen und zu zerspringen in tausend kleine Einzelteile.
Splitter die sich in anderer Menschen Herz bohren. Winzige kleine,
klaffende Wunden würden sie schlagen, durch ihre Größe ungewiss,
würden sie den stärksten Muskel, welchen wir stolz unser Eigen
nennen dürfen, auf Dauer zum versteifen bringen. Zum Erlöschen
eines jeden Geräusches. Sie wäre Splitter. Ungewisser, unendlicher
Fall.
In
einem Teil dieser Welt, in einer dieser Welten, herrschte ewig
Winter, bedeckt mit Schnee und Eis waren die Hügel und Täler in
ihrer vollkommenen Schönheit starr.
Sowie
der Freude eines Kindes, bei einem Winterspaziergang, erging es auch
ihr, die sie anfangs im Schnee getollt hatte mit endloser Energie,
wie sie nur Kinder zu haben scheinen. Trotz Fallen und Gleiten fand
sie mit einem Lachen auf den Lippen wieder auf die Beine. Sie war
schon immer ein Dezember Kind, war nie ein Dezember Kind,
gewesen.
Als Rot durch den Stoff sickerte und die Knie nicht mehr nur wund sondern blutig waren war der Moment gekommen die eisige Kälte zu bemerken, auch wenn sie die ganze Zeit present gewesen war, zu bemerken wie diese sich in ihr einnisten wollte, sie bändigen wollte. Es war der Moment den beißenden Nordwind kennen zu lernen, der sie in seinen Launen auf der Insel hin und her schleudern würde. Und sie mit unsichtbaren Händen schlug und sie dazu zwang Schutz zu suchen unter spitzen, bedrohlich glänzenden Eiszapfen. Schutz zu suchen bei der Kälte und dem tauben, Traum losen Schlaf auf den diese sich so gut verstand.
Als Rot durch den Stoff sickerte und die Knie nicht mehr nur wund sondern blutig waren war der Moment gekommen die eisige Kälte zu bemerken, auch wenn sie die ganze Zeit present gewesen war, zu bemerken wie diese sich in ihr einnisten wollte, sie bändigen wollte. Es war der Moment den beißenden Nordwind kennen zu lernen, der sie in seinen Launen auf der Insel hin und her schleudern würde. Und sie mit unsichtbaren Händen schlug und sie dazu zwang Schutz zu suchen unter spitzen, bedrohlich glänzenden Eiszapfen. Schutz zu suchen bei der Kälte und dem tauben, Traum losen Schlaf auf den diese sich so gut verstand.
Doch
aus fast jedem noch so tiefen Schlaf muss man erwachen, denn all der
Kälte zum Trotz hatte ihr noch immer glühendes Herz sie am Leben
gehalten, am Überleben.
Nicht
das rettende Herz, sondern die sich immer während füllende Lunge
hatte gelernt den Nordwind als das zu nehmen was er war, Luft. Nicht
mehr und nicht weniger. Luft der sie sich nicht entziehen konnte, die
sie zum Atmen brauchen würde.
Im Windschatten fand sie, an diesem einen Tag von vielen, einen breitgetretenen Pfad im neu Schnee. Er führte sie zu dem lang schon beäugten und bestaunten anderen Ende der Insel, an welchen sie den Übergang zur anderen Welt finden sollte. Ein Fließen von Sanftheit in einer harten Schrittfolgen fügte sich an die Fußspuren die ihre Augen hinterließen. Es war die Natürlichkeit mit welcher sie sich auf den Bändern bewegte, die sie durch die Lüfte trug, sie das Gleichgewicht halten ließ, als hätte sie nie etwas anderes getan. In den Abgrund blickend.
Im Windschatten fand sie, an diesem einen Tag von vielen, einen breitgetretenen Pfad im neu Schnee. Er führte sie zu dem lang schon beäugten und bestaunten anderen Ende der Insel, an welchen sie den Übergang zur anderen Welt finden sollte. Ein Fließen von Sanftheit in einer harten Schrittfolgen fügte sich an die Fußspuren die ihre Augen hinterließen. Es war die Natürlichkeit mit welcher sie sich auf den Bändern bewegte, die sie durch die Lüfte trug, sie das Gleichgewicht halten ließ, als hätte sie nie etwas anderes getan. In den Abgrund blickend.
Seit
diesem ersten mal sollte ihr diese Überquerung des Unüberquerbaren
jedes mal schwerer fallen bis es unmöglich war. Bis es möglich
war.
Unter
ihr der leere Abgrund.
Auf
der anderen Seite dieser zauberhaften Verbindung setzte sie ihren Fuß
erst auf das grüne saftige Gras nachdem sie mit der Spitze ihres
großen Zehs seine Wahrhaftigkeit überprüft hatte, sowie man sonst
vorsichtig prüft ob das Wasser in der frisch eingelaufenen Badewanne
noch zu heiß ist um sich in ihren Wassermassen genussvoll zu
verlieren.
Sie
war überrascht von der Echtheit des Grases, dass wie ein Teppich so
gut wie jeden Millimeter der Insel bedeckte, von der Wirklichkeit der
unzähligen andersartigen Blumen und der Authentizität der
hochgewachsenen Bäume die ihre majestätischen Äste mit, vor Leben
strotzenden, Blättern schmückten. Wenn sie ihre Augen auf einen
einzigen Punkt konzentrierte, was ihr schwerfiel bei all dem was es
zu entdecken galt, wirkte ihr Drumherum wie ein einziges Meer aus
bunten Flecken. So badete sie, als Beobachterin, in allen Variationen
der Farben. Sie drehte sich im Kreis bis ihr schlecht wurde vor
Glück, den Blick auf den blauen Himmel gerichtet.
Ein
Gemisch aus Farben, Düften und Geräuschen um sie herum die alle nur
das eine riefen, schrien, Leben.
Sonnenstrahlen kitzelten mit ihrer Wärme und ließen in ihrem Licht den Staub vergangener Zeiten tanzen. Sie hätte ewig so daliegen können mit geschlossenen Augen, dieses mal der Dunkelheit ergeben aus Vertrauen in ihre Umwelt, sicher das die Farben sie auffangen würden, beschützen würden was auch immer passierte.
Sonnenstrahlen kitzelten mit ihrer Wärme und ließen in ihrem Licht den Staub vergangener Zeiten tanzen. Sie hätte ewig so daliegen können mit geschlossenen Augen, dieses mal der Dunkelheit ergeben aus Vertrauen in ihre Umwelt, sicher das die Farben sie auffangen würden, beschützen würden was auch immer passierte.
Und
doch wurde sie zurück gezerrt vom gnadenlosen Nordwind, er entriss
sie diesem Ort, der ihr wie das Paradies vor kam und pflanzte sie wie
ein Spenderorgan in einen fremden Körper, in eine fremde Welt, denn
sie sollte ihn, ohne Rücksicht auf Verluste, am leben halten.
Wenn
sie dann wieder im Schnee lag schweiften ihre Gedanken, flogen, zu
diesem ausgefallenem Platz, an der Seite der Blumen und er erschien
ihr wie ein verblassender Traum, als hätte Regen die Farben aus den
Blüten gewaschen und diese wären in einem Regenbogen von der Insel
geflossen. Eine einzige weg gespülte Illusion.
Doch
bei jeder Rückkehr schien sie in der Bestätigung der Echtheit neue
Kraft zu schöpfen von welcher der Winter zehren sollte.
Während
die Tage des Sommers immer heißer wurden und die des Winters ihre
eisige Standfestigkeit bei behielten wurde aus dem blinden Vertrauen
in ihr Paradies eine lähmende Blindheit. Geblendet war sie von dem
Licht der Sonne und die heiße stickige Luft presste sich nur unter
großen Mühen in ihre Lunge. Sobald sie ausatmete regte sich in ihr
schon wieder das Verlangen nach Luft zu schnappen. Der Sommer, ihr
Sommer, hatte sie verraten, hatte alles gegen sie gekehrt was sie
geliebt hatte. Es ins Extrema getrieben bis es ihr schadete, bis es
sie zerstörte. Sie und die Farben mit ihr.
Das
Gras verbrannte und die Blumen verdorrten unter der unbändigen
Zerstörungskraft der herzlosen Sonne. Die Bäume sahen sich
gezwungen ihre Blätter zu verstecken unter gekräuseltem, leeren
Braun.
Sie
war gezwungen über ein zerfasertes Seil zu balancieren, mit schweren
Beinen und schwerem Herzen, dass sich nicht einmal schlüssig darin
war ob dieser gefährliche Akt es überhaupt wert war. Es wert war
soviel zu riskieren.
Setzte
sie nach der ungewissen Reise einen Fuß auf die Erde der einen Seite
so verbrannte sie sich, um ihre Wunden anschließend im Eis der
anderen zu kühlen bis ihr Fuß taub wurde und letztendlich abfrohr.
Wäre
es um die Suche des geringeren Übels gegangen, wäre dies eine hell
auf begeisternde Erleichterung, doch diese Wahl beschränkte sich auf
Nichts oder Alles, auf da oder fort, auf Schmerz oder Schmerzen.
So
lange in sich lebend, hauchte sie an dieFensterscheibe und befreite
sie vom ewigen milchigen Raureif. Der Blick ins Freie verschreckte
sie, lud sie ein. Schrecken kannte sie, kannte sie nicht mehr,
tollkühn und erwartungsvoll, voller Erwartung an sich selber,
öffnete sie daraufhin das Fenster.
Klamm
waberte die frische Luft in den stickigen Raum, tauschte aus was
überflüssig war, erneuerte was notwendig war. Sie lag da,
bewegungslos, unter einer Decke aus Beherztheit und genoss in vollem
Maße, dass Gefühl des Frost klirrenden Hauches der ihre Nasenspitze
umspielte, ihre Augen zum tränen brachte und in ihren Ohren den
Wunsch nach Verteidigung weckte.
In
einer abrupten, gleitenden Bewegung, schneller als dass sie ihre
eingeschlafenen Beine realisieren konnten hatte sie die Tür
aufgerissen und war hinaus gerannt in den frisch gefallenen Schnee.
Sie
zeichnete barfuß diese neue, alte Welt als ihr eigen.
Auf
ihrer zarten Haut schmolzen die winzigen Eiskristalle, auf ihren
rosigen Wangen mischten sie sich mit salzigen, lächelnden Tropfen.
Was erst wie ein chaotisches Durcheinander wirkte konnte sie nun
erkennen als eine Aufforderung zum Tanz, eine kollektive
Gemeinschaft mit tausend und aber tausend Tanzpartnern, so tanzte sie
in den fallenden, fliegenden, weißen Flocken. Durch Drehungen
fremder, warmherziger Unbekannten gelangte sie dorthin wo sie sein
sollte, wo sie Seien wollte.
Getragen
nicht nur von ihren Händen sondern von einer immer gespürten
Verbundenheit. Die Erkundung der Höhlen die bist in das Innerste
dieser Welt führen konnten hatte ihr schon damals, in Zeiten
unerträglichen Nordwindes, die Zeit vertrieben, sie erträglich
gemacht und sie versüßt. An einem grauen Tag war der einzige
Eingang verschütt gegangen. Doch bei jedem mal das sie zurückkehrte
hatte sie einen der schweren Eisbrocken beiseite geräumt. So stand
sie vor dem Eingang und sah den letzten Klumpen vor sich, er hatte
immer gigantisch gewirkt, wenn sie ihn von weitem skeptisch mit ihrem
Blick fixiert hatte. Doch jetzt als sie vor ihm stand, keine
Kilometer entfernt, keine Meter, nur ein paar Zentimeter zwischen ihr
und der letzten Hürde, erkannte sie diese als nichtig, als beinahe
schon lächerlich. Mit einem Schritt setzte sie sich über ihn
hinweg, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
In
dem Labyrinth aus Eis und Stein, welche sie früher kaum auseinander
zu halten wusste, ergriff sie wieder das gleiche irrationale Gefühl
welches sich schon zuvor hatte empfinden dürfen als sie in den
Zusammenhängen des Chaos tanzte. Das undurchdringlich wirkende
Dunkel leuchtete aus sich selber, ein roter Schleier der sich über
alles gelegt hatte, der sie dieses mal herzlich und vollkommen in
sich aufgenommen hatte. Er leuchtete ihr konstant den Weg, wie
Glühwürmchen blinkten Teile dieses Außergewöhnlichen
Zusammenschlusses genau indem winzigen Moment, in welchem sie hin mit
ihrem Blick gestreift hatte, auf. Ihre Beine trugen sie unbeirrt
vorwärts durch verwinkelte Gassen, die für jeden anderen Betrachter
Sackgassen zu sein schienen, aber nicht für sie. Sie war sicher auf
ihrem Weg, der Weg machte sie sicher. Mit einer Hand strich sie über
das kalte poröse Gestein und hatte den Eindruck das ihre Finger
warme Spuren auf ihm hinterließen. Der Übergang in die riesige
Höhle, die diese Insel beherbergte, war abrupt und unerwartet und
doch von ihr vorher gesehen.
Was
sie damals bei diesem von Magie umwobenen Aufenthalt erlebt hatte,
aufgenommen hatte, gelernt hatte und verstanden hatte, ist, so sehr
man es auch versuchen würde in die passenden, maßgeschneiderten
Worte zu kleiden, etwas das ohne Worte bleibt. Die Wortlosigkeit ist
noch der Ausdruck der am ehesten den Ansatz dessen beschreibt was ihr
widerfahren war.
Sie
nahm, neben all den anderen diversen Dingen, die Sicherheit ihrer
Schritte mit aus den Tunneln und Winkel. Mit diesen lief sie nun über
die neu erkannte Insel. Es kam ihr vor als wären die Naturgesetze
auf einmal andere, die Schatten fielen in die entgegengesetzte
Richtung, der Regen, der fiel, war eine Zusammenkunft von umgedrehten
Tropfen
die miteinander fielen und die Kälte war milder geworden, war warm
geworden. Frühling.
Sie
entdeckte zerbrechliche grüne Sprosse, die sich ihren Weg durch die
Schneedecke erkämpft hatten, kleine Farbtupfer im Weiß, die wachsen
würden. Als sie mit geöffneten Augen zu der anderen Seite hinüber
schaute überkam sie eine Sehnsucht die nur von ihrer Sehnsucht nach
dieser Welt gebändigt werden konnte und dann fand sie sich wieder in
der Mitte des Verständnis dieser Welten, in ihrem Gleichgewicht.
Ihre
Füße hoben sich langsam Zentimeter pro Zentimeter vom Boden,
getragen von einem Nordwind welcher mit ihr gewachsen war, der an ihr
gewachsen war. Unter ihr das Funktionslose Seil, dass die beiden
Inseln verband und sah von Oben, aus der Perspektive des Vogels, die
Welt unter ihr ganz klein.
Die
Zeit, die so lange stehen geblieben gewesen zu sein schien, lief nun
mit all der Geschwindigkeit die sie ihr vorher genommen hatte und sie
sah unter sich wie Herbst wurde, wie Winter wurde, wie Sommer wurde,
wie wieder Frühling wurde, im Einklang der einen Welt mit der
anderen. Im Einklang des einen Teils der Welt mit dem anderen.
Beschriebene
Seiten eines Buches, dessen Klappentext nur aus einem einziger Kreis
besteht, die aufeinander aufbauen, die einander fortsetzten, auf die
andere folgen mit der gleichen anderen Geschichte.
Und
wir müssen dieses Buch schützen, unser Buch der Zeit, denn wenn
diese, unsere Welten sterben so tun wir Menschen es ihnen gleich,
wenn wir nicht mehr an sie glauben können. Nicht mehr Glauben können
an ihre kontinuierliche Veränderung, wenn wir sie binden wollen oder
das gebunden sein beginnen zu hassen.
© Apolonia Woodpecker